An der Wall Street bollt sich was zusammen...

Doch bevor sich am Horizont etwas zusammen bollen kann, muss Baxford (Dominic Purcell) allerlei Schicksalsschläge erleiden, minutenlang nichts sagend an einer Dauer glimmenden Zigarettenstummel nuckeln und so viel Film Klischees wie nur möglich bedienen. In groben Zügen bündelt Boll ( seine ) die angestaute Wut über Geld gierige Bänker und die Finanzkrise in den Staaten, die vielen Menschen Hab und Gut gekostet haben zu einer menschlichen Faust, die in Form des Jedermann Wachmann Baxford dem vermeintlich bösen bösen Kapitalismus, einen deftigen Nierenschlag verpasst, der noch lange nachhallen soll.

Im Grunde genommen hat Boll mit seinem neuesten Werk einen Gedanken verfilmt, den schon mal jeder in seinem Leben im Kopf hatte. Diese scheiß Bänker könnt ich alle...diesem Manager würde ich sofort...eigentlich ein gutes Thema, da jeder davon schon mal mehr oder weniger betroffen war, es sei denn man gehört zur anderen Seite. Doch wer geht schon so weit und setzt seinen Gedanken in die Tat um?? Boll tut dies in Aussault on Wall Street und lässt seinen vom System gepeinigten Protagonisten in den Krieg ziehen gegen eben jenes System. Jedoch bebildert Boll seine Geschichte dermaßen Klischee mäßig, dass der ganze Grundgedanke schon im Ansatz scheitert. Jeder Bänker besitzt Seitenscheitel und ist schmierig, jeder Normalo ist Herzensgut und freundlich. Es gibt niemanden im Film, den man nicht eindeutig identifizieren könnte, auf der einen Seite stehen die Guten - also wir und

auf der anderen Seite die Bösen - die Bänker. Das kreierte Szenario wirkt plump und bietet weder einen Schauspieler mit dem man mit fiebern oder fühlen kann noch einen bösen Buben, den man so richtig hassen könnte. Somit ist einem jede Figur egal und was kann schlimmeres passieren?

Boll entschließt sich eine Geschichte zu zeigen um einen Menschen, der nach und nach alles verliert dabei bezieht er klar Stellung. Doch in diese Ecke, in die uns Dr. Uwe Boll drängt will keiner stehen. So schwarz-Weiß, wie das Bild der Welt in Assualt in Wall Street gezeichnet wird ist sie nicht. Noch ist sie so unlogisch wie uns vorgegaukelt wird. Wer kann schon in einem Parkhaus auf ein benachbarte Hochhaus Gewehrsalven abfeuern ohne dass einem sofort Bullen am Arsch kleben oder man wenigstens von einer der Milliarden Überwachungskameras, die in den USA das Geschehen filmen erwischt wird?? Außer dem Protagonisten in Bolls Film wohl niemand.

Problematisch wirds immer dann, wenn versucht wird Emotionen beim Zuseher zu erzeugen. So ist diese Minuten lange ins Nichts starren von Baxford keine cineastische Offenbarung sondern, dehnen von Filmmaterial auf Spielfilmlänge. Ohne diese dämlichen Starre wäre der Film wohl eine halbe Stunde kürzer geraten. Oder fast schon gleichermaßen schlecht sind die bemüht zärtlichen Momente zwischen Baxford und seiner Lady, die nur im Film vorhanden sind um das Minuten lange Starren auch zu rechtfertigen aus Sicht des Regisseurs , denn für den Film relevant sind sie nicht denn dadurch wird in keinster Weise Mitgefühl erzeugt, zu plump , zu schlecht gespielt als das man wirklich an die Liebe zwischen den beiden glauben könnte. Dies wäre jedoch so wichtig gewesen denn Baxfords Antrieb ist eben seine Frau, nur sieht man

es nie.

Mit Schrecken und Graus kann man im Film auch allerhand recycle Stars bestaunen, die in Aussault on Wall Street diverse Nebenrollen begleiten. So sieht man den aufgedunsenen Edward Furlong (American History X) als Best Buddy an der Seite des Baxford lümmeln. Dabei ist wohl das spannendste an dieser Darbietung, dass ominöse Eigenleben des rechten Augenliedes, das innerhalb von zehn Sekunden mehr Aktivität nachweißen kann als Furlong im gesamten Film. Oder man kann dem Bruder von Julia Roberts beim Hirn furzen zu sehen, wie er schleimig, akkurat und eklig als Schreibtischtäter Leuten das Leben vermiest ohne ein einziges Mal auf stehen zu müssen. Alles in allem mäßig bis hin zum fremdschämen zelebrierte Schauspiel Kunst, die keinen hinterm Ofen hervor kriechen lässt.

Wäre Assault on Wall Street wenigstens noch in den Szenen bei den mal nicht dumm gequasselt wird spannend und die Action gut ins Szene gesetzt könnte er noch als Billig Actioner durch gehen, doch sind diese Szenen zu allem Überfluss noch viel langweiliger inszeniert als der Rest des Films und um diesen Umstand zu erreichen muss man schon einiges drauf haben oder eben nicht. Die Dialog Szenen tatsächlich noch zu unterbieten war schwer aber scheinbar keine Hürde, die nicht genommen werden konnte.

Aussault on Wall Street stolpert über Steine, die er sich selbst in den Weg legt. Steine, die so groß sind wie Autos und um die zu übersehen und dem Film noch das eine oder andere ab zu gewinnen muss man entweder Uwe Boll selbst sein oder RTL vormittags Programm Gucker. Wobei die Kamera Führung bei RTL noch um einiges besser ist und man nicht ständig das Gefühl hat, der Kameramann wolle möglichst schnell dem Zuseher das Essen aus dem Darm wieder heraustreiben. Um im Gedächtnis des Zusehers zu bleiben langt es nicht mal Ansatzweise aber vielleicht reicht es ja um RTL wieder schätzen zu lernen, denn es gibt tatsächlich schlechteres als das vormittags Programm von RTL, wie Familien im Brennpunkt und Konsorten.