Steile These des Rezipienten: Fall Regisseur Scott Mann ist eigentlich Tierhorror Fan, genauer gesagt Hai Film Fan, aber zu clever um einen weiteren Film zum Thema bei zu steuern, weil er um den Umstand weiß, das es sie zum einen zu Hauf gibt, zum anderen die Chance zu wiederholen was andere schon gesagt haben, ohne etwas neues zum Thema beizusteuern zu hoch ist. Doch was tun? Klar, einen Streifen in der kalifornischen Wüste drehen, der von zwei jungen Bergsteiger Freundinnen handelt die auf einen 600 Meter hohen TV Funkturm klettern möchten. Die Parameter sind die gleichen, nur ohne Hai und ohne Wasser. In schwindelerregende Höhen verfrachtet bleibt die Prämisse die gleiche. Die ständige lebensbedrohliche Gefahr lauert in der Tiefe…
Das Trinkwasser neigt sich langsam aber sicher dem Ende entgegen, die Sonne brennt auf ungeschützte Körper, Rettung ist nicht in Sicht, Niemand weiß das du hier bist und zu guter letzte funktioniert das für uns alle überlebenswichtige Tor zur Außenwelt in Form deines Handys nicht (funktioniert auch auf Meta Ebene, da ganze Generationen ihr Leben im Handy leben), da kein Netz. Klingt vertraut, vielmehr liest es sich wie das Schablonenhafte Prinzip eines jeden mittelmäßigen Hai Films aus der letzten Dekade. Mit dem feinen Unterschied das nicht die Gezeiten das Problem sind, sondern luftige Höhen. Um Shiloh (Virginia Gardner) und Becky (Grace Currey) eine Motivation in die ohnehin sehr dünne Vita zu schreiben, lässt Regisseur Scott Mann bereits zu Beginn seines neusten Abend füllenden Spielfilms, Beckys Mann (Mason Gooding) beim gemeinsamen klettern mit ihr und Shiloh in die Tiefe stürzen sowie daraufhin Becky in eine noch größere Lebenskrise, die sie fortan versucht mit reichlich Alkohol und dahinvegetieren zu überstehen. 51 Wochen später, natürlich denn es steht unmittelbar der erste Todestag des verunglückten Partners bevor, klingelt das Telefon in Beckys verwahrlosten Wohnung, am anderen Ende der Leitung Shilohs Stimme die ihr verkündet etwas spektakuläres tun zu wollen- die Besteigung des 600 Meter hohen Ungetüms mitten in der verlassenen Wüste in Kalifornien. Zwei Tage Schlaf machen daraufhin aus der völlig aus der Bahn geworfenen, Alkoholabhängigen Becky wieder munter und es geht rauf auf den Turm, denn so mahnt die euphorische Stimme die Becky am Telefon vernimmt „wenn du das schaffst kannst du alles meistern“.
Auf therapeutischer Ebene eine nicht ungewöhnliche Maßnahme dir hier eingeleitet werden soll, sich seiner Angst zu stellen mit Hilfe der Konfrontation Therapie. Hier bringt der betreuende Therapeut den Patienten in eine Situation, in der die Angst unter Ausschaltung des Vermeidungsverhaltens solange zum Ansteigen gebracht wird bis sie von ganz allein wieder abfällt. Dies nennt man Habituation oder Gewöhnung. Je öfter dies durchgeführt desto flacher wird der Anstieg der Angstkurve, durch korrigierende Erfahrung. Dies bedeutet das die katastrophisierende Befürchtung, die der Patient annimmt, nicht eintritt. Diese Erfahrung hat zu Folge, dass sie sich biologisch im Gehirn abbildet und somit eine Veränderung des Verhaltens eintritt. Da Shiloh, Beckys BFF aber weder wissen noch Befähigungen auf diesem Gebiet vorweisen kann, ist und bleibt sie der typische Influencer. Gut gemeint ist meisten der bucklige Schwager von Scheisse gemacht. Ein kleiner aber feiner Seitenhieb auf Kosten des Influencertums. Chapeau
Nach Beendigung des Telefonats und angekommen in der Wüste macht sich Scott Mann langsam aber auf routinierte weise daran die To Do Liste abzuhaken, die auf der Hai film Agende so üblicherweise abzuhaken ist: Etwas dummes tun wollen ohne jemanden davon zu berichten weil an einem abgelegenen Ort, Check. Warnhinweise, Schilder und Absperrungen erkennen aber sie trotzdem ignorieren, check. Angekommen an besagter 600 Meter TV Funkantenne in der Mojave Wüste in der auch tatsächlich gedreht wurde, setzt sich die Agenda beim Besteigen des Turms fort, ähnlich wie in einem Hai Film, das Vor Shadowing beginnt. wenn man als Zuschauer das erste Mal darüber informiert wird: Halt hier schwimmen Haie und die schnappen. Hier lösen sich an Leiter und Verankerungen, Schrauben sowie Leitern sprossen. To Do Liste: Vor Shadowing der Gefahr; Check. Schlussendlich könnte man ewig so weiter machen in Form einer sich ständig abhakenden Liste, würde aber den Eindruck entstehen lassen, Fall hätte nicht mehr zu bieten als das bloße abhaken von Punkten in einer Agenda. Denn das eine Element welches fehlt, das Wasser, ist jenes was durch ein anderes mehr als atemraubend das Kino ticket Preis rechtfertigt: Die Höhe. Gedreht im IMAX Format treibt hier der Blick in die Tiefe des ein oder andere Mal dem Zuseher den Schweiß in die Hände. Visuelle Vermittlung von echter Gefahr, greifbarer Gefahr ist meist die Disziplin in der Hai Filme scheitern, zu unecht, zu unnatürlich wirkt die Gefahr aus der Tiefe. Anders bei den Aufnahmen von Fall. Schafft man es die teils belanglosen Dialoge über Freundschaft auszublenden, glänzt Fall mit seinen Schauwerten, from Top oft he World.
Nach besagtem Vor Shadowing der Gefahr müssen sich natürlich unsere Freundinnen in einer Situation wieder finden die es zu überleben gilt. Man verrät wohl nicht zu viel, wenn man erzählt das im Laufe der obligatorischen Fotosession an der Spitze der Antenne das unvermeidliche folgen muss. Der Leitern Abschnitt, der zur Empore führt bricht ab. Kein Weg nach unten. Angekommen am Punkt jedes Hai Films der letzten 15 Jahre, allein an einem Ort, an dem dich keiner schreien hört noch Hilfe in Sicht, versuchen unsere Freundinnen auf sich allein gestellt zu überleben. Da darf die Hoffnung auf Rettung in Form von allerhand unaufmerksamen Passanten, die zwar da sind aber zu weit weg um zu helfen, nicht fehlen. Frei nach den Gedanken von Nietzsche der in in Zeus offenbar den Sadisten sah, der den Menschen die Hoffnung
gegeben habe, damit sie ihr Leben nicht wegwürfen, sondern fortführen um sich vom immer neuen Quälen zu lassen. Hier in Form von verpassten Chancen.
Von hier an nimmt der Film seinen Lauf in der üblichen Schablone, mit einer Ausnahme, die aber gar nicht so überraschend daher kommt, wenn man weiß das „Fall“ Produzent James Harris ebenfalls den Hai Horror 47 Meters Down produzierte. Im Zuge dessen, ist dem Zuseher ein Rat mit auf den Weg zu geben: Fall funktioniert am besten beim ersten Mal schauen. Nicht nur aus beschriebenem Umstand, sondern auch aus einem weiteren Grund der ironischerweise aus dem ebenfalls 2022 erschienenen Hai Horror Film abgekupferten Beziehungs Twist, der sich im Laufe des Films den Freundinnen offenbart, der dann doch ordentlich kickt.
Ein hoch interessantes Erlebnis, was die visuelle Darstellung der Höhe betrifft bietet Fall ohne Wenn und Aber, kann man alles andere, wie die Abarbeitung einer To do Liste, dem unnötigen und den Film nicht voranbringenden Beziehungskisten Drama, ausblenden- wird man mit Fall sicherlich seinen Nervenkitzel genießen können. Interessant zu erwähnen ist der Umstand das ursprünglich von Seiten des Studios nicht darauf geachtet wurde welche Wörter den Ladys über die Lippen huschen. So wurde ganz schnell der FUCK-Count auf 30 gestellt, sodass nachträglich mittels Deep Fake nachgebessert werden musste. Hierbei bot es sich an das Scott Manns Firma Flawless genau diese Art der Veränderung des gesagten ohne Nachdrehs anbot. So konnte ohne jene teuren Nachdrehs die Worte FUCK so manipuliert werden, dass sie dem harmloserer freaky wichen für eine niedrigerer Einstufung der FSK. Scott Manns Hai Film ohne Hai und Wasser dafür mit ordentlich Adrenalin im Gepäck zeigt, das es meist die immer gleichen Zutaten sind die wir zu sehen bekommen, abgeändert in Nuancen. Doch hier reicht dies aber um keinen Absturz an den Kinokassen zu erleiden.