Directo David Ayer / Writer David Ayer

Stars Brad Pitt, Logan Lerman, Shia LaBeouf, Michael Pena

USA 2014

 

David Ayer öffnet die Luken seines Sherman Panzers und lässt den ganzen Staub, Dreck und die Abgründigkeit des World War 2 ungefiltert und ohne Moral ins Wohnzimmer. Dabei wird wenig reflektiert aber es wird getan was getan werden muss. Regisseur Ayer legt in seinem Kriegsdrama viel Wert auf den technischen Aspekt und die Mechanik. So wie die Tonnen schwere Panzerkette ins Rädchen greifen muss, so müssen auch die Jungs im rollenden Stahlsarg präzise abgestimmte Rädchen im Uhrwerk von War Daddy ( Brad Pitt ) sein um dem Gegner in Nazideutschland einzuheizen.

Perfektes Timing

Regisseur Ayer (Training Day, Sabotage) versucht erst gar nicht sich mit falschen Federn zu schmücken um etwas zu sein zu was er nicht ist. Fury ist genauso dreckig, staubig, roh, jenseits von Moral und so weit davon entfernt zwei Seiten der Medaille zeigen zu wollen wie Merkel davon frauliche Attribute zu besitzen. Und genau das tut dem Heimkino gut. Ayer serviert einen dreckigen Bastard. Weg vom Hochglanz Kriegsdrama, hin zum Ayer Style. Der Mittelfinger an alle sauberen Uniformen-Filmchen und Wackelkamera Filmemacher. Ayer bleibt seiner straighten Handschrift treu und platziert, wie in den meisten seiner anderen Werke

ein starkes Alphamännchen in sein Gehege unmittelbar neben einen Grünschnabel, sowie ein stimmiges Assemble an interessanten Charakteren im übrigen Team. Wer an Training Day oder Sabotage denkt erkennt das Muster. Ayer schafft es sogar Shia LaBeouf nicht sucken zu lassen. Die Grünschnabel Etablierung neben der Big Balls Figur ist insofern für den Zuschauer wichtig um in den Film zu finden. Der Grünschnabel ist genau wie der Zuschauer vor allem erst mal eins, unwissend. Eine Identifikationsfigur, die stets anfänglich moralisch handelt aber durch den Mann mit den dicken Eiern, nach und nach in sein Wertesystem geführt wird.

 

Im Grunde zeigt Fury auch keine besonders wichtige Schlacht im zweiten Weltkrieg, sondern einen Ausschnitt daraus. Irgendwo in Nazi Deutschland. Irgendwann Ende 1945. Das Team um War Daddy (Brad Pitt) Bible (Shia LaBeouf) Gordo (Michael Pena) Rattenarsch (Jon Bernthal) und Maschine (Logan Lerman) kämpft mit, oder auch ohne andere Panzerteams, meist im Inneren ihres rollenden Wittwenmachers gegen Adolfs Jünger. Dabei wird schnell die Liebe zum Timing von Ayer sichtbar. So ist die Vorrausetzung für einen erfolgreichen Schuss in des Gegners Pelz immer das perfekte Timing der Männer im Inneren. Präzise wie ein Uhrwerk indem ein Rädchen ins andere greift, muss alles aufeinander abgestimmt sein. Ayer wird nicht müde dies zu zelebrieren. Sieht gut aus, macht Laune beim Zusehen, zeigt zerplatzende Köpfe und hält die Spannung hoch. Gerade beim Mexican Standoff Duell mit dem deutlich besser gepanzerten Tiger der Nazis wird das perfekte Timing welches unbedingt von Nöten ist, grandios visualisiert.

Überhaupt ist Ayer bestrebt darin in allen Lagen auf das Timing besonderen Wert zu legen. Ist in den meisten Fällen meisterhaft umgesetzt, wirkt aber leider in manchen Szenen zu offensichtlich und durchschaubar. So sterben in den vielen Fällen, Soldaten nur dann, wenn es auch vom Timing her passt. Nicht im Kugelhagel sondern, wenn noch genau die Worte gesagt wurden, die gesagt werden müssen um einen schönen Heldentod zu gewährleisten. Timing ist auch hier Trumpf. Ihm sei es vergeben denn so stirbt sichs auch besser und emotionaler. Wird den meisten Guckern eh egal sein und Ayer auch. Dennoch bricht Ayer dieses Muster auch gekonnt auf und lässt gekonnt in manchen Abschnitten das interessante unerwartet geschehen.

Frisur und Medaillen

Witziger Weise kann man ohne den dafür nötigen Input, anhand des Kinoplakates nicht erkennen in welchem Jahrzehnt der Film spielt. Wird beim Sehen natürlich klar, aber worauf der Rezensent hinaus will ist die Frisur des Pitt. Auf dem Kinoplakat ist, so wie im fertigen Film es oft der Fall ist, nur Brad Pitt lümmelnt über dem Panzerrohr, mit der Aufschrift Fury, gebeugt zu sehen mit einer Frisur, die zwar vermutlich in die Zeit passt aber mittlerweile schon die Zeit eingeholt hat. Der Undercut. Und den vermutlich neunzig Prozent der männlichen Kinobesucher selbst auf dem Schädel spazieren tragen. Somit klärt nun Ayer nicht nur darüber auf, dass es keine neue coole Idee von irgendwelchen Hipstern oder Bushidos war, sondern der Undercut ein alter Hut ist und lässt gleichzeitig Pitt in deren Augen auch noch stylisch cool aussehen. Von Frisuren der deutschen in dieser Zeit wäre hier indem Fall abzuraten.

Bei den vielen tollen tollen Momenten, die sich im Film verbergen und entdeckt werden wollen, sowie den grandiosen Schlachten mit umherfliegenden Geschossen oder den starken Bildern gibts leider auch die Kehrseite der Medaille. Die Kehrseite der Medaille ist das die Medaille keine hat. Ayer ist ganz nah an seinen Soldaten und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass Pflicht nichts mit Moral zu hat. Friss oder stirb, töte oder werde getötet. Nach diesem Prinzip handelt das Alphamännchen War Daddy und das predigt er auch vehement aus seiner Panzerkanzel heraus an seine Jünger. Punkt um. Wer hier erwartet einen SS Offizier ins Bild huschen zu sehen, der mehr als wortlose Graue Masse ist oder mehr als Gehirnbrei an der Wand, sollte sich daran gewöhnen, dass es hier Ayer auch gar nicht darum geht zwei Seiten darzustellen oder sich im Film darüber Gedanken zu machen. Die Grundpfeiler von Fury sind Timing, Pflicht und Mechanik. Mechanik nicht nur als besonderes Merkmal des Panzers, sondern auch im Handeln der Soldaten. Alles ist nur noch Mechanik und man funktioniert irgendwann nur noch. Auf dem Pfad des Todes balancierend rechts und links flankiert von Moral und Überlebenstrieb. Als einzige Alternative bleibt der Tod und der ist endgültig.

Ayers Malkasten

American Sniper von Altmeister Clint Eastwood trieft vor Patriotismus und dem ekelhaften Fetisch, skrupellos amerikanische Flaggen aus jedem erdenklichen Winkel und zu jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit zu zeigen. Eastwoods Film stinkt gegen Ayers Fury aber fürchterlich ab. Beide zeigen nur eine Seite der Medaille, nur tut Ayer dies ohne zu langweilen. Zudem versucht Ayer erst gar nicht eine Seite beleuchten zu wollen. Eastwood schon und scheitert daran kläglich. Fury schwächelt nur gegen Ende ein wenig als dann doch noch der stolze Amerikaner in War Daddy durchkommt und es etwas konfus wird. Dies wirkt sich dennoch nicht allzu negativ auf dem Gesamteindruck aus, bekommt man doch einen echten Endkampf zu sehen, der etwas an Leonidas erinnert.

Ayer hat einen Malkasten, beim Abspann ist grau leer, rot, blau und alle dunkeln Farben für den Dreck auch. Er benutzt eigentlich die ganze Palette an Farben in seinem Film. Nur nicht für die Moral oder der Sichtweise, die bleibt grau, streng aus der Sicht der Amerikaner. Alle anderen Farben verbraucht er für seine wunderbaren Bilder.