Treffen sich ein Zahnarzt, eine Laborantin, ein Veteran, ein It- Spezialist und ein kleines Mädchen zum… Was wie der Anfang eines Witzes klingt, formiert sich in Godzilla x Kong: The New Empire zur Einsatztruppe, um sich aufzumachen ins Innere der Erde vorzudringen, jener sogenannten Hohlerde aus welcher King Kong schon in Godzilla versus Kong entstieg und es diesmal wieder tut, angetrieben von ganz irdischen Problemen: Zahnschmerzen.

Ein weiterer Grund der spontanen Forschungsreise zur Hohlerde in der auch bald daraufhin Kong, vom Zahnarzt ausgestattet mit einem neuen Titan Eckzahn wieder entschwindet, sind seltsame Schwingungen, registriert sowohl vom Geigerzähler in der Monarch Forschungszentrale die in sichtlicher Abwesenheit von Regierungstechnischen Einrichtungen die Monster auf der Erde zu überwachen scheinen, sowie vom kleinen indigenen Mädchen für die es später noch Verwendung im Film geben wird. Fast scheint es so als konnte die Menschheit einen Konsens erzielen indem sie sich nicht mehr der Zerstörung des Planeten widmen durch Kriege und Zerstörung verschiedener verfeindeter Ideologischen Staaten, sondern von nun an darauf bedacht zu sein scheinen die Zerstörung auf der Erde im Rahmen zu halten zu wollen indem sie Kong und Godzilla unterstützen gegen allerhand feindlich gesinntes Monster. Godzilla sogar Asyl im Kolosseum zugestehen. Gebündelt in Echtzeit Überwachung durch eine einzige Organisation namentlich Monarch in deren Händen das Vertrauen der Welt zu liegen scheint. Platz für Kritik am an der alleinigen Monopol Stellung von Monarch bleibt jedoch aus. Vielmehr scheinen überall auf der Welt Zweigstellen errichtet worden zu sein die dazu dienen eine vollumfassende Überwachung zu garantieren ohne dass es komisch hinterfragt wird. Das Daten sammelnde Unternehmen eher Unbehagen bei den Menschen hervorrufen anstatt eins Gefühls von Sicherheit vermitteln ist nicht erst seit Tik Tok und Google ein kritisches Thema mit dem Wingard hätte einen bissigen Kommentar abgeben können, der dann aber zahnlos verpufft und in GxK als gegeben hingenommen wird.

Wobei das „warum“ der Reise ins Innere des Planeten, dem zu Hause von King Kong so gar keine Rolle zu spielen scheint, lediglich fungiert dieser Umstand als Initialzündung um eine Story mit möglichst vielen neuen sowie alten CGI Wesen in Gang zu setzten welche sich zwischen verwirrenden Exploitation Gruppengespräche drängen, die eher störend als hilfreich wirken. Immer wenn die Story Gefahr zu laufen scheint etwas zu lange ohne Action auszukommen wird ein neues Uhrzeit Monster ausd em Hut oder in diesem Falle ewigen Eis gezaubert gegen den dann wahlweise Godzilla oder auch Kong seinen Auftritt erhält. Warum wieso und woher auf einmal diese neuen Monster zu sein scheinen oder warum sie von Monarch nicht entdeckt worden sind, bleibt genauso ungeklärt wie die Frage nach den Menschen, die durch die ständigen Kämpfe an verschiedenen Schauplätze zu Tode kommen, zumindest vorerst.
So werden tausende, wenn nicht sogar abertausende Menschen die Godzilla und anderen Riesenechsen zum Opfer fallen nicht einmal in einem Nebensatz mehr erwähnt, anonymisiert für den Betrachter. Der Blick bleibt stets auf die Monster gerichtet. Ähnlich einer ARD Tagesthemen Sendung die zwar immerhin noch mit einer Anzahl von Opfern als Statistik aufwarten kann, die in den zahlreichen Konflikten, die derzeit unseren Planeten überziehen zum Opfer fallen, doch bleiben sie genauso gesichtslos und anonym wie in GxK. Kollateral Schäden in einem Konflikt zwischen Gut und Böse je nachdem welche ideologische Seite man auf das Getier projizieren möchte stellvertretend für real existierende Staaten.

Godzilla und King Kong, der eine unten in der Hohlerde thronend der andere an der Oberfläche bei den Menschen, den Planeten in zwei Zonen aufgeteilt. Gerade so friedlich miteinander solange wie Grenzen geachtet und eingehalten werden. Ein ähnliches Bild wie sich derzeit auch auf der realen Welt abzuzeichnen scheint ohne dabei Länder im Süden und Nahen Osten mit einzukalkulieren. So politisch wird es in GxK aber gar nicht erst, verpasst man doch so allerhand Chancen mit Kong wirklich etwas auszusagen wie es seine Vorgänger in Godzilla und die weiße Frau ( 1933 ) Godzilla ( 2014 ) Godzilla minus one ( 2023 ) noch taten, vielmehr muss der möglicherweise ernst gemeinten mitschwingenden Botschaft dem spaßigen weichen. Verpasste Chancen einerseits im inneren der Erde, in der ein Affen Kommandant andere Affen zum Bergbau ausbeutet ohne weiter darauf einzugehen oder eine Storyline daraus ziehen zu wollen anderseits über der Erde durch die Abwesenheit ganzer Staatsapparate und ihren damit verbundenen geopolitischen Interessen die zum Thema hätten gemacht werden können. Wenn völlig grundlos erst am malerischen Sandstrand von Rio später vor der Antiken ägyptischen Pyramiden Kämpfe zwischen den Monstern ausgefochten werden ist das kein Zufall mehr. Natürlich sieht es eindrucksvoll aus, wenn Godzilla und Kong sich in der Wüste boxen oder den Strand von Rio mit seinen 6 Mio. Einwohnern in Schutt und asche legen. Dient es letztendlich nur dem Zweck, den er dann auch bewirkt: Popcorn Kino, das bei der Zielgruppe genau die richtigen Knöpfe drückt. Wo Godzilla Minus one noch mit feiner Klinge hantierte wirkt GxK dann doch eher wie mit dem groben Besteck verfilmt. Wobei CGI technisch keine groben Kunstfehler begangen worden sind.

Warum Adam Wingard außerdem zu glauben scheint das es eine bessere Idee wäre die eingangs erwähnte Gruppe von Menschen in die todbringe Hohlerde zu schicken, inklusive minderjähriger Tochter die durch einmal traurig schauen die elterliche Fürsorgepflicht aushebeln konnte, anstatt einer gut ausgebildeten Elite Einheit von erfahrenen Soldaten, bleibt noch ein weiteres Detail für das dem Zuschauer nur das schütteln des Kopfes übrig bleibt. Vielmehr ist alles was sich Zwischenmenschlich abspielt fast störend an GxK. Unangenehm oft tänzeln die Schauspielerischen Einlagen unserer Rettungstruppe zwischen overacting und Talentlosigkeit umher. Mutter Tochter Bindungen, ethnische Zugehörigkeits Fragen und Identitätsfragen die kurz aufblitzen wirken wie bloße Anhängsel die notgedrungen auch noch in den Film gepackt werden musste, weil ein Produzent noch was für die Zwischenmenschlichen Beziehungen im Film haben wollte. Wenn am Ende des Films konstatiert werden muss das Kong und diverser anderer Affen mehr Emotionen auf den Punkt bringen durch Mimik als ihre menschlichen Gegenüber ist nicht mehr dazu zu erwähnen. Ganz zu schweigen von Kongs neuer mechanischen Hand, transformiert aus Teilen des Flugobjektes ohne die er keinen weiteren Kampf überstanden hätte. Kongs Glück, dass es nicht eine Fuß protese gebraucht hat, ist doch eine Handprotese sehr speziell in Handhabung und Aufbau. Wohl dem der für diesen durchaus nicht vorhersehbaren Fall Ersatzteile in die Hohlerde mit sich führt. Wohl dem der sie außerdem noch funktionstüchtig montieren kann wie im Falle des zu anfangs schon erwähntem Zahnarzt der Kong den neuen Zahn verpasste.

Währenddessen scheint sich Die Menschheit mit dem Prinzip des Utilitarismus angefreundet zu haben. Diesem Kostruckt liegt das bekannte Gedankenexperiment von Hans Welzel zu Grunde mit folgender Prämisse: Eine Straßenbahn ist außer Kontrolle geraten und droht fünf Personen zu überrollen. Durch Herabstoßen eines unbeteiligten fetten Mannes von einer Brücke vor die Straßenbahn kann diese zum Stehen gebracht werden. Darf (durch Stoßen des Mannes) der Tod einer Person herbeigeführt werden, um das Leben von fünf Personen zu retten? Wozu ist man moralische verpflichtet? Soll man überhaupt eingreifen oder ist das nicht eingreifen auch eine Entscheidung? Ein Vertreter einer utilitaristischen Position würde durch Umstellen der Weiche die fünf Leben auf Kosten des einen retten, da in der Summe weniger schlechte Konsequenzen auftreten. In Godzillas Fall wird er als kleineres Übel ,mit samt seiner nicht immer materialschonenden Vorgehensweise angesehen anstelle des größeren Übels, der Zerstörung der Welt durch beispielsweise den hier im Film vorgestellten Lager Kommandanten seiner Affenbande und einem unter Bann stehenden Dinosaurier Ungetüm welches mit Hilfe seines Atems alles zu Eis werden lässt. Der utilitaristische Ansatz wurde durch Jeremy Bentham (1748–1832) und John Stuart Mill (1806–1873) systematisch entwickelt und auf konkrete Fragen angewandt. Bentham erläutert den zentralen Begriff des Nutzens (Utility) im ersten Kapitel seiner „Introduction to the Principles of Morals and Legislation“ folgendermaßen:


„Mit dem Prinzip des Nutzens ist jenes Prinzip gemeint, das jede beliebige Handlung gutheißt oder missbilligt entsprechend ihrer Tendenz, das Glück derjenigen Gruppe zu vermehren oder zu vermindern, um deren Interessen es geht […] Mit ‚Nutzen‘ ist diejenige Eigenschaft an einem Objekt gemeint, wodurch es dazu neigt, Wohlergehen, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück zu schaffen.“


Um beim Thema des Ulitaritismus zu bleiben, muss man am ende des Tages Godzilla x Kong: The new Empire konsternieren das Adam Wingards neuer Film zutiefst hedonistisch zu verstehen ist. Menschen mit hedonistischem Lebensziel stellen den Genuss und Freude als höchstes Ziel an erster Stelle in ihrem Leben, gleichzeitig sollen Schmerz und Leid vermieden werden. Vom altgriechischen Wort abgeleitet; Genuss, Vergnügen Lust. Hierauf angewendet passen zum einen die verschwiegenen Todesopfer in GxK die nie Erwähnung finden, noch Gesicht bekommen, ergo kann sich so der Zuschauer voll auf das Freude bringende konzentrieren: Den ausufernde Kämpfe von und zwischen Kong, Mothra und Godzilla, die außerdem noch an exotischen Orten über und unter der Erde ausgetragen werden. Frei im Sinne des in der Antike lebenden Epikur der in der Lust den Sinn des Lebens sah hat GxK seine Daseinsberechtigung. Der oberste Grundsatz, der zur Maximierung des Glückes führt lautet: Das Glück in den kleinen Dingen des Lebens zu sehen. Wenn Adam Garland dazu beitragen konnte das er mit Kong mehr Personen einen Vorteil eingebracht hat mit dem lösen einer Eintrittskarte zu GxK, als Leuten, denen er mit dem Sichten des Films geschadet hat dann zielt er genau auf die Prinzipien des Utilitarismus ab. Epikur gefällt das!