Director Sam Taylor-Johnson / Writer Kelly Marcel

Stars Dakota Johnson, Jamie Dornan, Eloise Mumford, Luke Grimes

USA 2015

 

50 Shades of Grey von Sam Taylor-Wood ist faszinierend, fesselnd und fühlt sich in etwa so an wie eine zum Film gewordene Folge aus der RTL II Exklusive die Reportage Reihe, die seit gefühlten 25 Jahren die deutschen Wohnzimmer langweilt.

 

Faszinierend aufgrund der Tatsache, dass es der Film es in seiner ganzen Pracht von 125 langen langen Minuten schafft, in keiner einzigen Sekunde oder Bildfolge, Erotik zu zeigen die über das Niveau der RTL II Reihe hinausgeht. Die Perversion im eigentlichen Sinne ist in Taylor-Woods 50 Shades of Grey, nicht der Namen gebende Milliarden schwere Lustmolch mit der pikanten Vorliebe für Aktivitäten im Haus eigenen Spielzimmer sondern das es zu keiner Sekunde erotische Bilder zu sehen gibt. Nackte Körper eng umschlungen beim Liebesspiel zu beobachten, kann so langweilig sein. Alles was der Film ach so gern schon lange vorm Lösen der Kinokarte suggeriert und gerne sein möchte, spielt im fertigen Film keine Rolle. Das Fehlen von Erotik in einem, nennen wir es mal Erotik Thriller kann perverser nicht sein. Faszinierend wie eingangs erwähnt wirds aber erst richtig, wenn man sich fragen muss, was am Film denn das eigentliche Skandalöse sein soll? Christian Grey fesselt gerne Frauen und hält sie auch gerne übers Wochenende als Sklavin in seinem riesigen Anwesen fest. Das

neuste Dummchen, welches er gerne verführen mag findet das anfangs ganz großartig, nur um danach fest zu stellen das sich das Ganze nicht nur doof anhört sondern auch beschissen anfühlt. Wer jetzt nicht automatisch an RTL II denken muss der ist in 50 Shades of Grey gut aufgehoben und den wird Mister Grey wirklich faszinieren können oder um im Thema zu bleiben fesseln. Wenn im Verlauf des Films Mr. Grey von Bestrafung und Stöpseln spricht, kommt einem schnell der Gedanke das er nicht nur seine Slavin bestrafen möchte sondern jeden der doof genug war in den Film zu gehen und für Unverhältniss mäßig viel Kohle eine Kinokarte zu lösen.

 

Was 50 Shades of Grey wirklich gut macht ist, dass er es schafft, Frauen ins Kino zu locken. Denn was sagt er denn im Grunde durch den Mund des Christian Grey aus? Um seine dunklen Triebe ausleben zu können braucht er eine willige Sklavin, die zuvor vertraglich zu stimmen muss diverse Dinge zu tun, fürs Wochenende. In der Zeit von Montag bis Freitag will er keinen Kontakt, die Frau darf ihn nicht berühren und er sagt von sich selbst er sei kein Romantiker. Hat aber Unmengen an Kohle und macht ihr dadurch luxuriöse Geschenke. What da Fuck?! Wieso schaut man sich mit dem Wissen, das man in den ersten Minuten des Filmes sammelt als Frau den Film überhaupt an? Sind diese Dinge nicht das, was jede Frau dazu bringt mit dem Kopf zu schütteln? Stattdessen, selbst erlebt, wird im Kino kräftig kindisch gekichert bei der kleinsten ´´schmutzigen´´ anstößigen Andeutung seitens Mr. Grey. Oder träumt sich manche Frau in die Rolle der A? Die sie aber niemals sein wird, denn Leute wie Grey gründen ihre Unternehmen eben auf den Schultern jener, die nicht ihres Gleichen sind, also der normalo Frau. Die große Liebe ist nicht das Kernthema des Films. Einzig und allein das Thema, reicher Bengel sucht willige Frau zum Lümmeln fürs Wochenende.

Allein die Darstellung wie Anastacia, das Dummchen hat auch einen Namen bekommen damit es nicht ganz entmenschlicht wirkt, es dann doch vermeintlich schafft Christian etwas Romantik abzuringen, jedenfalls hält Anastacia es für Romantik, basiert immer wieder auf Geschenke oder kosten intensiven Dingen. Jedes Mal, wenn Anastacia Zweifel hegt, traurig ist oder schlechte Laune hat kommt die Romantik ins Spiel, sprich ein neues Auto oder eine teure Erstauflage ihres Lieblings Schriftstellers. Danach wird der ewig gleiche Akt des Verlangens durchgeführt, denn ein anderes Wort würde diese Szenen nur noch aufwerten und das haben sie einfach nicht verdient. Insgesamt wird viermal gefesselt ehe Anastacia merkt das sie eigentlich nicht besseres als

eine Eskortdame darstellt und anfängt zu rebellieren. Wäre die Einsicht, die dem Zuschauer schon lange bevor Anastacia es merkt ins Auge springt aber schon früher gekommen, wäre es nur ein normal lange Folge von RTL II geworden und keine Abend Füllende Langweile mit manchmal nackten Körpern, die sich nicht aus Paarungszwecken verbinden.

 

Spannender sind da schon die Fragen, die man sich selbst stellen kann wenn man einmal den ganzen Film ertragen hat. Was wäre gewesen, wäre Mister Grey Harzer, also quasi nicht der Milliarden schwere Lustmolch, sondern nur Christian, der von der Stütze lebt? Keine Dollar intensive Geschenke mehr um sein kostspieliges Verlangen zu befriedigen. Puff besuche wären wohl auch eher die Ausnahme. Escort Damen würden sein Budget bei weitem übersteigen es sei denn er würde ganz auf Essen und Trinken verzichten was sicherlich nicht lange gut gehen könnte. Oder die Frage warum 50 Shades of Grey harmloser, als der frühe Ingo Appelt im Quatsch Comedy Club wirkt, der lauthals das F Wort ins entsetzte Publikum brüllte? Wenn doch Mister Grey diese Gelüste verspürt, warum dann dies nicht auch richtig zeigen? Wie wäre der Film geworden, wenn ihn keine Briten gedreht hätte, sondern der Dänen Lars? Allein schon die Tatsache das The Shit of Mr. Grey von einer Frau realisiert wurde, die mit so wenig Feingefühl für erotische Bilder ausgestattet ist wie Lukas Podolski mit Feingefühl für das gesprochen Wort, setzt dem ganzen noch die Krone auf. Zumindest dem Marketing Chef von Audi muss das Konzept gefallen haben so viele Boliden wie hier ins Bild rollen. Interessant auch die Frage warum Mr. Grey Amerikaner ist? Wie wäre der Film mit einem deutschen Mr. Grau? Der aufmerksame Leser kennt die Antwort.

 

Am Ende bleibt nur viel Lärm um einen Film, der zu keiner Zeit auch nur den Anflug von erotischen knistern, geschweige denn schöne Bilder zeigt, welche sich ja beim Thema anbieten würden.

Warum man den Film schauen sollte erschließt sich hier dem Schreiber nicht. Selbst die Rolle des Grey ist dermaßen unsympathisch und mit einem Schauspieler besetzt worden, der es schafft genauso zu Schauspielern wie er heißt. Die graue Maus um den Gedanken weiter zu spinnen. Da muss man meinem alten Freund und das ist schon schlimm genug wenn das aus dem Munde des Scheibers kommt, Michael Bay loben. Bay sagt im Grunde in jedem seiner Filme nichts anderes über

Frauen wie 50 Shades of Grey es tut aber er kann sie besser in Szene setzen und so wenigstens RTL II hinter sich lassen, was 50 Shades of Grey zu keiner Zeit kann.