
Final Destination 6: Bloodlines
Directed by: Zach Lipovsky
USA 2025 I FSK 18 I 149 Min.
With: Kaitlyn Santa Juana I Teo Briones
Richard Harmon I Owen Joyner I Anna Lore
Budget: $50 Million
Zu Beginn von Final Destination: Bloodlines steht ein lausbubenhafter Münzwurf eines Jungen, von der Dachterrasse des neu erbauten Sky Towers aus 150 Metern Höhe, der eine Reihe dramatischer Ereignisse in Gang setzten wird. Das Franchise, Final Destination begreift sich seit je her, als die filmische Umsetzung der Chaos Theorie und legt insbesondere Wert auf die kreative Umsetzung der daraus resultierenden Folgen für die Menschen, die unmittelbar in der kausalen Kette der Ereignisse betroffen sind. Auch im nunmehr sechsten Teil der Reihe bleibt der Aufbau beim etablierten Muster, das ist nicht neu oder innovativ, aber dafür seit 25 Jahren bewährt. Vielmehr ist es vielleicht die Frage ob genau dieses faktische herangehen, den Kern der Beliebtheit zementiert. Üblicherweise ein Konzept, dass in der Musikszene beheimatet ist, gerne im Rock Genre, indem sich zahnlose Bands selten neu erfinden und dem Publikum immer wieder mit dem liebgewonnenen Sound beschallen, nuanciert mit nur ein wenig Abwechslung, die sich nie so weit vom bekannten emanzipiert, um in Gefahr zu geraten und dem Verdacht zu erliegen die Band könnte neue Ufer erforschen, oder sich schlimmstenfalls dem Mainstream anbiedern. Final Destination beschreitet den gleichen Weg und variiert immer nur ein wenig die Akkorde, bleibt sich aber dem Gesamtkonzept stets treu. Kleine Variationen der Reihe findet man natürlich bei jedem neuen Teil zuverlässig in einer weiteren überbordenden Anfangssequenz, die Schritt für Schritt, Schraube für Schraube und Riss für Riss die Welt der Menschen ins Chaos stürzt. Auch im sechsten Teil wird etwas variiert und den Titel gebenden Blutlinien gefolgt.
Grundsätzlich gilt: Selbst die kleinste Änderung im Ausgangszustand eines Systems kann zu dramatisch unterschiedlichen Ergebnissen führen. Man stelle sich vor, man starte ein Pendel und beobachte seine Bewegung, lässt man es beim nächsten Start nur minimal anders los, wird das Pendel möglicherweise eine ganz andere Bewegung ausführen. Das liegt daran, dass die Bewegung eines Pendels von vielen Faktoren, wie der Anfangsposition, der Geschwindigkeit und der Gravitation beeinflusst wird. Selbst kleinste, minimalste Änderungen in diesen Faktoren können zu komplett unvorhersehbaren Pendelbewegungen führen. Im Grunde genommen bedienen sich die Final Destination Mache immer wieder dem Schmetterlings Effekt. einem beliebten Konzept aus der Chaostheorie, das besagt, dass kleine Veränderungen in einem System zu großen und unvorhersehbaren Ergebnissen führen können. Die Metapher des Schmetterlings, der mit seinen Flügeln einen Sturm auf der anderen Seite der Welt auslösen kann, veranschaulicht die Idee, dass kein Ereignis, egal wie winzig es ist, isoliert betrachtet werden kann. Das klingt vielleicht zunächst etwas seltsam, aber es sensibilisiert uns dafür, wie empfindlich einige Systeme auf winzige Veränderungen reagieren können.

Alle Final Destination Teile haben gemein, dass sie im Opener des Films, ähnlich einen James Bond Intro, spektakulär das Unheil ins Szene setzen, um es dann zu verhindern. Wahlweise wie im ersten Teil indem sich einige Personen eben nichts ins Flugzeug setzen, oder wie im zweiten Teil indem sie nicht auf einem Highway entlang fahren oder wie im aktuellen Teil, nicht im höchsten Tower der Stadt dinierte. Das wiederkehrende Element der Vereitelung ist die Vision, die eine Person ereilt und die dabei hilft, Mitmenschen zu waren um schlussendlich, den Tod zu überlisten. Da sich dieser nicht so gerne überlisten lässt und nicht so gerne um seinen Lohn gebracht wird, geht er auf die Jagd, um einen vermeintlich Geretteten nach dem anderen auf skurrile Weise seiner Destination zuzuführen. So wissenschaftlich der Ansatz der Reihe auch sein mag, dass die kleinste Veränderung der Anfangsbedingung, wie eine nicht oder eben eine geworfenen Münze, den Lauf der Geschichte verändert, so augenzwinkernd ist dann die finale Umsetzung. Die Reihe war nie bekannt für Realismus, eine fein ausgetüftelte Story oder Oscar verdächtigem Schauspiel. Sie erfreut sich deswegen großer Beliebtheit weil der Zuschauer, nie so genau weiß wann und vor allem wie der Tod zuschlägt.
Dabei purzeln hier und da mal ein paar Hinweise ins Auge des Betrachters, die zunächst ins leere zu laufen scheinen nur um dann doch wieder relevant zu werden. In einer anderen Szene weiter blickt man auf einen verräterischen Nagel, der ins Visier der Aufmerksamkeit gerät und am Ende kommt es dann doch anders als es erwartet wird. Chaos eben, unvorhersehbar. Fürs Publikum nicht Struktureierbar. Es kann das scharfkantige Eis im Glas des Pina Colada sein, der gierig in den Rachen geschüttet wir oder der selbstgebackene Cookie mit Nussfüllung, die Sprungfeder des Trampolins oder ein harmloser Wasserschlauch der zu falschen Zeit mit Wasser durchflutet wird, potenziell alles kann den Lauf der Geschichte verändern. Die Anwendung dieser Täuschungsformel verliert auch im 6. Teil nicht an Reiz. Einen gewisse Art von Humor setzt die Reihe beim Rezipienten natürlich voraus, der Farbkontrast des Humors dürfte in einem Spektrum zwischen Anthrazit und Lakritz Tönen liegen. Wer bei Tucker and Dale vs Evil keinen Grund zum Lachen hatte, wird mit dieser Art des morbiden Humors auch eher hart ins Gericht gehen. Natürlich zeigt sich die Reihe im Laufe der Jahre immer explizierter in der graphischen Darstellung von Gewalt. Eingebettet in den Kontext des Films, erscheint sie aber weniger schmerzend beim Zuschauer als bei üblichen Slashern. Der ein oder andere Kill ist hart, das steht außer Frage, eingebettet in passender Musik und dem Schauspiel, läuft man aber nie Gefahr angewidert zu sein. Der Grundton des Films gibt das allein nicht her. Dafür sorgt die Absurdität mancher Todesfälle schon ganz allein.

Evolutionsbiologe Stephen Gould nach nehmen wir Menschen kaum wahr, was es braucht, um Dinge auszulösen. In dieser Tradition verhalten sich in Final Destination, die Menschen mal mehr oder weniger, aus der Sicht des Zuschauers gesehen, der um den Umstand des Schmetterlingseffekt weiß, dumm oder vorausschauend. Untermalt mit reichlich Musik aus der guten alten 80ern ergibt das immer wieder ein Gesamtbild, dass über die etwas zu lange Laufzeit von zwei Stunden zu unterhalten weiß. Auch für einen Kurzauftritt eines alter Weggefährten der Reihe ist noch ein wenig Platz im Film vorhanden gewesen, wenn auch mit einem bitterem Beigeschmack, weil die Realität die Reihe schon längst eingeholt hat und am Ende niemand dem Tod ein Schnippchen schlagen kann, auch wenn er die Parameter zu seinen Gunsten verändert. Die einzige Regieanweisung die der alte Bekannte zu seiner Szene bekam war: Sprich aus dem Herzen und so hallt diese kleine minimale Szene doch weit über das Ende des Films nach. Die Zeit ist unbarmherzig und wir können nur im Sinn von Marc Aurel uns in Erinnerung rufen: Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann ist zurück lächeln. Vielleicht hätte Marc Aurel auch beim Sehen von Final Destination ein Lächeln übrig gehabt und es wäre aus seiner Sicht wohl der beste Umgang mit diesem Thema gewesen. Letztlich bleibt unserer Gruppe, die wir im Film begleiten im Film auch nur der stoische Ansatz des Aurel, sich damit abzufinden und nicht in Panik zu verfallen, Angesichts der lauernden Gefahren.
Erstaunlich, dass es sage und schreibe 16 Jahr gedauert hat bis eine Fortsetzung zur damals erfolgreichen Wiederbelebung der IP, erschien. Teil 5 bügelte die leichte Delle die Teil 4 ins Franchise geprügelt bekam wieder aus. Final Destination hat den Vor und Nachteil, dass der Killer keine physische Form besitzt, dass erspart unnötige und umständliche Erklärungen warum der Killer im letzten Teil zwar das zeitliche gesegnet hat aber im neuesten wieder in voller Blüte meucheln kann. Hier ist der ultimative Gegner der Tod persönlich, mit dem sich aber anders wie bei Ikonen des Horror Genres kein Merchandise verkaufen lässt, was wollte man anbieten außer einer leeren Hülle mit dem Titel der Tod. Wenn auch vieles hier fein umgesetzt wurde, gibt es dennoch Anlass über ein paar Dinge zu sprechen, die negativ auffallen.

Zum einen ist es, und das kann man nicht anders sagen, die etwas unschön geratene CGI Optik, vor allem zu Beginn des Films. Sich ins Thema der 68er zu träumen, mag die Phantasie der Macher angeregt haben eine stilechte Kulisse zu kreieren, sie verkommt ein wenig zum Alptraum. Ich würde sagen, sie ist gerade noch oberhalb der Grenze, die einen das ganze noch ertragen lässt, da man durch allerlei absurden Einfälle und einer guten Atmo entschädigt wird. Im Jahr 2025 sollte es schöner aussehen wenn man eine CGI Reise in die 68ér unternimmt. Zum anderen ist da die, für die Reihe untypische lange Laufzeit, die vor allem anfangs sehr viel Laufzeit in Beschlag nimmt und am Ende dann zu fehlen scheint. Wirkt Final Destination hinten heraus doch etwas gehetzt. Final Destination ist einer der wenigen Filmreihen im Horrorfranchise denen auch nach 25 Jahren die Luft noch nicht auszugehen scheint, liefert sie doch immer wieder ab. Gestorben wird immer und in Final Destination wohl am skurrilsten. Marc Aurel wusste auch vor fast 2000 Jahren Rat und wäre bestens gewappnet gewesen um der finalen Destination zu entkommen, er sagte: Die Kunst zu leben hat mit der Fechtkunst mehr Ähnlichkeit als mit der Tanzkunst, insofern man auch auf unvorhergesehene Streiche gerüstet sein muss. Manchmal hilft eben nicht nur der Blick in die Zukunft um mit Hilfe einer Vision, sein Leben und das seiner Freunde zu retten sondern auch der Blick in die Vergangenheit um kluge Entscheidungen zu treffen.